Von Gabriel Wandt und Marcus Scholz
Das Ensemble ist komplett: Fünf Jahre nach dem Start des Cafés im Hof gibt es auf dem Grundstück an der Handwerkerstraße nun auch eine Pension. Die ist bislang noch ohne große Werbung an den Start gegangen, und trotzdem waren schon die ersten Gäste da, es liegen weitere Buchungen vor. Das freut nicht nur Sabine Eichler, die das Café betreibt, sondern auch ihren Vater Wolfgang. Der nämlich hat in den vergangenen Monaten das frühere Wohngebäude zur Pension umgebaut. Bis zu vier Fünftel aller Arbeiten hat der Ruheständler selbst ausgeführt, sich nur für die kniffligen Sachen Profis gesucht. Auch wenn für den Elektro-Ingenieur bei seinem Arbeitgeber Vattenfall eher der Schlips und Kragen die Arbeitskleidung waren, ist Handarbeit nichts Neues für den Kemnitzer. Als umtriebiges Mitglied der dortigen Treckerfreunde ist er weit über die Grenzen des kleinen Dorfes bekannt.
Sein jüngstes Projekt ist nun eben die neue Löbauer Pension, die pünktlich zum Start in den Frühling fertig geworden ist. Dabei wollte Eichler das Haus zunächst gar nicht kaufen. Doch die frühere Eigentümerin drängte ihn, und das Argument zog: Durch den Kauf ist der gemeinsame Hof zum Café nun fest in Eichlers Händen, Vater und Tochter können ihn nach ihren Vorstellungen nutzen und gestalten. Und das haben sie auch getan. Verspielt und mit italienischem Flair ist er ausgestattet.
Genauso individuell hat Eichler die Zimmer eingerichtet. Jedes sieht anders aus, mal hell, mal farbig sind die Räume gestaltet. Und alle entsprechen den modernen Standards, so, wie die Ansprüche an Urlaubszimmer eben heute sind. Im Erdgeschoss befindet sich zudem eine Ferienwohnung, die etwas mehr Platz bietet.
Dass die Pension gut anläuft, hat mit den Überlegungen zu tun, die Wolfgang Eichler schließlich dazu geführt haben, das Ausbau-Projekt anzugehen. Gegenüber befindet sich das Pflegeheim am Rosengarten, das regelmäßig von Angehörigen aufgesucht wird. Eichlers dachten sich, dass sich manche Familienmitglieder mit weiter Anreise freuen würden, gleich in der Nähe eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Und diese Gelegenheit haben die Ersten bereits genutzt. Auch die zweite Hoffnung hat sich bereits erfüllt: Dass Besucher von Veranstaltungen in der Messehalle die Nacht in Löbau – und in Eichlers Pension – verbringen. Nach dem Konzert der deutschlandweit bekannten Band Glasperlenspiel in Löbau beispielsweise haben zwei Frauen aus dem Konzertbesuch einen Mutter-Tochter-Tag gemacht – und in einem der neuen Pensionszimmer geschlafen, freut sich Wolfgang Eichler.
Auch wenn Vater Eichler und Tochter Sabine Pension und Café separat führen: Verbindungen gibt es trotzdem. Die Pensionsgäste erhalten in den Café-Räumen ihr Frühstück. Damit soll die Pension nach Eichlers Überlegungen gleich noch einmal punkten. Und auch das Café hat sich etabliert, sagt Sabine Eichler. Zu ihr kommen viele Stammgäste, von denen der Großteil älter als 50 Jahre sei. Die Jüngeren wüssten die Kaffeehauskultur nicht mehr zu schätzen, bedauert die Inhaberin. Auch als Treff früherer Arbeitskollegen ist das Café ein gern genutzter Ort. Sabine Eichler setzt auf familiäre Atmosphäre, nimmt sich Zeit für Gespräche mit ihren Gästen, legt Wert auf persönlichen Kontakt. Dieses Rezept scheint aufzugehen.
Ein neues Angebot gibt es auch am Löbauer Rundteil – zumindest optisch. Inhaberin Karin Löchner hat die Fassade ihres Jägerbistros in sattem Grün streichen lassen. Neu ist auch der Biergarten im Außenbereich, der nun durch eine hölzerne Sicht- und Lärmschutzwand vom Verkehr an der Ahornallee abgetrennt ist. Lediglich die Werbung an der Fassade fehlt noch, dann sei die Umgestaltung komplett, so Wirtin Karin Löchner. Sie bietet von Montag bis Freitag Frühstück und Mittagessen in ihrem Jägerbistro an. Von Donnerstag bis Sonntag habe außerdem das hauseigene Café geöffnet.
Anderswo in Löbau haben Lokalitäten nach wie vor mit Schwierigkeiten zu kämpfen oder sind sogar geschlossen. In wenigen Wochen ist es ein Jahr her, dass der Ratskeller auf dem Altmarkt überraschend geschlossen wurde. Von der Wobau, die für die Vermarktung zuständig ist, hieß es zuletzt, dass kein neuer Interessent in Sicht sei. Nun gab es Überlegungen, das Lokal bundesweit zu bewerben. Wie die Aktien derzeit stehen, darauf hat die Wobau auf SZ-Anfrage keine Antwort gegeben.
Glaubt man der Löbauer Gerüchteküche, dann könnte aber schon bald ein anderes Restaurant auf dem Altmarkt zu neuem Leben erweckt werden. Die Rede ist von der früheren griechischen Gaststätte „Hermes“. Aus Gastrokreisen ist zu hören, dass sich ein junger Löbauer, Anfang 30, dem Lokal angenommen habe und dort schon bald wieder Speisen und Getränke anbieten wolle. Bis jetzt sieht es im ehemaligen Hermes aber eher noch nach Baustelle aus.
Quelle: Sächsische Zeitung, Samstag, 21.05.2016
http://www.sz-online.de/nachrichten/italienisches-flair-in-loebauer-cafe-3400901.html